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H-Jollen-News 02/07
Liebe H-Jollen-Freunde,
nach der Eröffnung der Yardstickdiskussion in den H-Jollen-News 1/07 rauscht es zwar noch nicht im Blätterwald, aber ein paar H-Jollen-Besitzer haben sich zu Wort gemeldet. Deren Beiträge sollen anschließend veröffentlicht werden - in der Hoffnung, dass sich noch mehr Stimmen zu Wort melden.
Alle Aspekte helfen (oder verwirren?) vielleicht auch der Yardstickkommission bei ihrer Entscheidungsfindung, wie in der kommenden Saison verfahren werden soll.
Diese tagt übrigens vor dem Wintertreffen in Plön, zu dem ich noch einmal herzlich einladen möchte:

Wintertreffen – 24. Februar 2007 – Plön

Programm

13.00 Uhr Treffen am Plöner Segler-Verein (PSV)
13.15 Uhr – 14.00 Uhr Gang durch die Stadt über den Schlossberg in den Schlosspark
14.00 Uhr – 15.00 Uhr Führung durch das (Rokoko-)Prinzenhaus im
Plöner Schlosspark (Kostenbeitrag ca. 2,- €/Pers.
bei 25 Personen)
Anschließend: kleine Wanderung über den „Siebenstern“, Kadettenfriedhof, am See zurück
zum PSV
16.00 Uhr Kaffeetrinken im Restaurant „Altes Fährhaus“ (PSV)
ab 18.00/18.30 Uhr Abendbrot im Restaurant „Alte Schwimmhalle“
(Eine kleine Abendkarte mit verschiedenen Gerichten ist vorbereitet.)
Bericht über die Vorschläge der Yardstickkommission zur Saison 2007 (s. H-Jollen-News 1/07)
Informationen aus der Szene und zu den Terminen 2007

Nun zu den Beiträgen:

Jetzt geht es ans Eingemachte! Wie angekündigt, haben wir das Großsegel angepasst, damit es auch ehrlich in die Vermessung passt. Ein Spinnaker ist z. Z. noch nicht angesagt, weil er 1. einen finanziellen Aufwand für die Umrüstung erfordert, den ich jetzt nicht aufbringen möchte und ich 2. ehrlich gesagt keine Lust dazu habe. Heißt nicht, dass ich nicht mit Spinnaker bei wenig oder mehr Wind umgehen könnte. Ist aber im Moment nicht angesagt.
Ich habe viel auf allen möglichen unterschiedlichen Booten gesegelt und habe festgestellt (keine Frage), dass ein Spi ein Boot auf Raumen- oder Vormwindkursen eindeutig schneller macht. Natürlich muss er gut gehandelt werden und wenn man beim Bergen darüber fährt, bremst er nur noch, aber wir gehen davon aus, dass er gut gesegelt wird. Wenn ich keinen Spi habe, muss ich vorm Wind meine Genua ausbaumen. Das mache ich natürlich so weit wie möglich, weil ich mit einem Spibaum, der nur das J-Maß von 1,3 m hat und den ich am Mast anschlage, gar nichts erreiche. Mein Ausbaumer ist ca. 2,3 m lang und ich fahre ihn am liebsten am Want. Ok, das ist nicht regelkonform, aber es funktioniert ganz gut.
Es gibt Fotos von Herta aus den 50er Jahren mit Spi und der Spi ist nicht viel kleiner als die Spis, die heute gefahren werden. Trotz alledem bin ich persönlich der Meinung, dass der Spi auch auf der Alster innerhalb der Alt-H-Jollen mit einem Punktabzug belastet werde sollte.

Herta bekommt auch ein Holzruder für die neue Saison, natürlich mit einem Nacaprofil. Das Schwert bleibt aus Eisen uns ich hoffe, dass ich es in diesem Jahr auch bewegen kann (ich arbeite daran).
Ich möchte gerne mit YS 106 weitersegeln, aber wenn ich einen Spi anbauen sollte, gebe ich mich auch gerne mit 105 zufrieden.
Ich hoffe, dass die Alt H-Jollies, die mit Spi segeln, das auch akzeptieren.

Tommy Loewe, H 482


Yardstick,.....vor allen Dingen nicht verbissen.
Eine H-Jolle sollte immer eine H-Jolle sein, d.h. sie muss den Bauvorschriften entsprechen. Trapez kann nur über die KV bestraft werden, sieht vielleicht schöner aus, wurde bei den 14ern aber in den 30er Jahren das erstemal benutzt. Wer Spi-Fahren übt und es gut kann,
der muss auch gewinnen! Wer sein Boot im Griff hat, der ist schneller. Mit irgendwelchen ausgelatschten Baumwollsegeln an den Start zu gehen, ist zwar vielleicht eine schöne Ausfahrt, aber selbst schuld, der muss eben hinterhersegeln oder um ein vielfaches besser segeln als die anderen.
Grüße aus Wesel

Ulf Priewe, H 8


Wir (Du und ich) haben Jahre lang mit viel zu schweren Booten vergütungslos in Ranglistenregatten mitgesegelt, nur um dabei zu sein und mit den Segelkameraden aus der KV Spaß zu haben. Deshalb ist mir diese "Ehrgeizdiskussion" so fremd. Ich denke, V. Domroes hat ziemlich recht: Wo willst Du anfangen, wo aufhören? Es hat bald jedes Boot irgendetwas gebastelt, was den anderen ein Dorn im Auge ist, und dann könntest du Yardstickzahlen in zehntel Schritten vergeben.
Mir scheint es wichtig, erst mal das Grundsätzliche durchzusetzen, so wie es auch in den Klassenregeln vorgesehen ist: Jede H-Jolle ist nach den für sie beim Bau vorgesehenen Bauvorschriften zu vermessen. Es kann doch nicht sein, dass Leute mit nicht
vermessungsfähigen Segelflächen Regatten segeln. Wenn jemand aufrüstet, wird er nach der Bauvorschrift vermessen, die die Aufrüstung das erste Mal zugelassen hat. Dann muss man schauen, wie die H-Jollen etwa zwei Jahre nach Änderung der Bauvorschrift ("Bastelfrist") vom DSV eingestuft war, und mit dieser Yardstickzahl muss man dann leben. Und wer ein
Trapez segelt (1979), hat eben Yardstickzahl 100. Er kann ja sein Boot auch im Originalzustand lassen und dann mit der besseren Zahl segeln ...
Ich weiß, das ist auch dummes Zeug, und deshalb denke ich ähnlich wie Volker: Bei der Segelfläche gibt es keine Kompromisse, die muss streng nach der Bauvorschrift vermessen werden - also größere Fock = kleineres Groß. Sehr geschwindigkeitsrelevante Änderungen wie Trapez, Spi, Holzprofile und Alu/Kohlefaserspieren sollten Punktabzüge nach sich
ziehen, aber nur, wenn zum Zeitpunkt der Erstvermessung noch nicht
zugelassen. Wer nicht Spi segeln will, obwohl er darf, kann dafür m. E. nicht belohnt werden, er muss eben mit einem schlechteren Platz leben oder üben. Die Änderung/nachträgliche Anbringung von Beschlägen, Wanten nach innen legen, Spitrompete, längerer Spibaum (im Rahmen der aktuellen Vermessungsbestimmungen) usw. kann man ebenso wie die Verwendung neuer (zugelassener) Segeltuche nicht bestrafen. Das gehört eben zu einer
"Bastelklasse" dazu, jeder kann mitbasteln. Ein Problem sind die Rumpfgewichte, die sich ja zum Teil gegenüber dem Ursprungszustand/Baubesteck erheblich verändert haben, aber ein
"Normzustand" ist ja nicht feststellbar. Man könnte einen Faktor einführen, der sich irgendwie aus Gewicht geteilt durch 190 kg ergibt und den man dann mit dem niedrigsten YS (92?) multipliziert, müsste dann aber die bisherige Yardstickeinteilung ganz aufgeben und jeder H-Jolle eine eigene Zahl nach Wägung zuteilen- alles viel zu kompliziert.
Ich weiß auch keine Lösung, finde aber, dass der DSV schon recht großzügig war mit der Genehmigung so vieler verschiedener Einstufungen - das gibt es bei keiner anderen Bootsklasse. Yardstick ist ungerecht, weil eben eine Ermittlung von YS-Zahlen aus den Regatten der Vergangenheit immer auch die Leistung der Segler enthält und nicht nur das Leistungspotential des Bootes. Bei Regatten mit Beteiligung anderer Bootsklassen sollte es bei der bisherigen Einteilung bleiben, da reguliert sich die Einstufung im Lauf der Jahre von selbst- wenn die H-Jollen immer gewinnen, werden sie eben niedriger eingestuft. In H-Jollen-internen Regatten kann ein Kenner der Szene jede H-Jolle individuell einstufen, aber man kann es drehen und wenden wie man will, man wird nie eine alle befriedigende Lösung finden.

Michael Pullich (ehemaliger Schriftführer der KV, ex H 770)

Unabhängig was letztendlich beschlossen wird sind aus meiner Sicht zwei Dinge wirklich wichtig:

1. Es muss allen transparent sein, auf welchen Regelungen die Yardstickwerte beruhen, was also reglementiert wird und was nicht.
2. Die Boote sollen den Vermessungsregeln entsprechend. Hierbei geht es vor allem um die Dinge, die von uns beeinflussbar sind (also z.B. die Segelfläche). Das Thema Prüfen der Materialstärken verbietet sich bei den alten Booten aber von selbst, wie sicherlich auch einige andere Dinge. Ich denke allerdings nicht, dass wir die Boote vermessen sollten. Schließlich geht es auch um den Spaß und die Erhaltung der alten Boote und letztendlich nicht um härtestes Regattasegeln.

Beim Yardstick bin ich ein Verfechter eines individuellen Wertes, wenn wir untereinander regattieren. Solange wir in Clubregatten segeln, ist natürlich der Ausrichter der Herr der Vergütungen. Bei den individuellen Werten müssen wir wohl das Rad nicht selber erfinden, sondern können uns an die Erfahrungen bei den J- oder Z-Jollen anhängen. Bei denen liegen die Verhältnisse doch auch nicht wirklich anders.

Du hast zwar Recht, wenn du auf die Konstruktionsklasse verweist, jedoch hat dies ja über die Zeit auch zu immer schnelleren Booten geführt. Jede Zeit hatte da so ihre Entwicklungssprünge. Der „Grundyardstick“ des DSV zollt dieser Entwicklung ja Rechnung. Wenn man sich dann mal ansieht, was die Geschwindigkeit eines Bootes beeinflusst, so kommt man auf die folgenden wesentlichen Parameter:

- Der Riss des Rumpfes
- Das Gewicht insgesamt sowie sicherlich auch das Topgewicht
- Das Rigg bzw. dessen Form
- Segel (quasi ja der Antrieb)
- Form der Unterwasseranhänge
- Ausrüstung und Beschläge

Entsprechend der Ausprägungen dieser Parameter sollten am „Grundyardstick“ Korrekturen angebracht werden (in beide Richtungen möglich).

Der Riss ist aus meiner Sicht über den „Grundyardstick“ entsprechend dem Alter des Bootes berücksichtigt. Ein Boot, das zu seiner Zeit einen schnellen Rumpf hatte, wird im Vergleich zu ähnlichen Booten auch heute schnell sein. Das ist gut und richtig so.

Das Gewicht ist sicherlich sehr wichtig. Wenn jemand das Gewicht seines Bootes ändert (z.B. durch Epoxy-Überzug oder z.B. einen sehr leichten Carbonmast auf einem Vorkriegsboot), so sollte das eine Korrektur nach sich ziehen. Wahrscheinlich muss man hier doch einmal wiegen.

Wenn das zeitgemäße Rigg (entsprechend Baujahr) geändert wird, sollte das ebenfalls zu Korrekturen führen. Z.B. Alurigg auf Vorkriegsboot führt zu niedrigerem Yardstick, Gaffelrigg bekommt einen etwas höheren Wert als Hochrigg, etc., Trapez auf Booten aus der Vor-Trapez-Zeit wird mit niedrigerem YS bestraft.

Bei Segeln haben wir wohl weitestgehend Kunststoffsegel. Wer dennoch aus historischen Gründen Mako fährt, sollte dafür eine Gutschrift bekommen. Spinnaker würde ich berücksichtigen. Auch wenn der Gebrauch grundsätzlich jedem frei steht, beeinflusst er doch maßgeblich die Geschwindigkeit. Extreme Segel wie das Groß der H 183 würde ich nicht reglementieren. So ein Segel entspricht ja durchaus den Vermessungsvorschriften.

Bei den Unterwasseranhängen würde ich nur leichte Korrekturen vorsehen, z.B. bei strömungsgünstigen Rudern oder Schwertern im Vergleich zu Platten.


Ausrüstung und Beschläge würde ich nur dann berücksichtigen, wenn jemand richtig aus dem Rahmen fällt. Dies wäre z.B. der Fall, wenn sich jemand aus historischen Gründen für eine originalgetreue Restaurierung seines Bootes ohne z.B. Curry Klemmen entscheidet. Ansonsten fahren wir wohl alle weitgehend vergleichbare Ausrüstungen.

Aus all diesen Komponenten ergibt sich dann je Boot ein individueller YS, den das Boot so lange behält, wie der Zustand nicht maßgeblich geändert wird. Welche YS- Korrekturen die einzelnen Faktoren hervorrufen, mag ich nicht zu beurteilen. Da können wir aber sicherlich auf Erfahrungen aus dem J- bzw. Z-Jollen-Kreis zurückgreifen.
Im Zusammenspiel so vieler Boote aus so unterschiedlichen Entwicklungsstufen sollte aus meiner Sicht gelten: Wer bastelt (an den entscheidenden Parametern), muss mit Änderung seines Rennwertes rechnen. Das Thema YS steht irgendwie ja grundsätzlich einer Idee Konstruktionsklasse entgegen.
Ich denke mal, du hast doch schon einige Rückmeldungen bekommen. Es wäre sehr schön und wichtig, wenn wir eine gemeinsam tragbare Regelung finden. Ein Auseinanderbrechen der Klasse aufgrund solcher Diskussionen bzw. Meinungsverschiedenheiten wäre wirklich schlimm.

Steffen Tiemann, H 161

Sehr schön!
Hätte ich nicht besser formulieren Können…ich bin fast vollkommen Deiner
Meinung!
Aber:
Der Riss wird z. Zt. oder wurde bisher aus meiner Sicht nur teilweise über
den „Grundyardstick“ entsprechend dem Alter des Bootes berücksichtigt, Du
wirst mir sicherlich zustimmen, dass z. B. Helges (gemeint sind H. Lallemand, H 525, Bj. 63) oder Heikos (H. Quandt, H 471, Bj. 59) Schüsseln mit meiner oder Deiner nur bedingt vergleichbar sind (von Welten wie Jürgen und Georg mal abgesehen/gemeint sind H 571 u. H 566 von J. Grandt und G. Griesbach).
Was soll denn der „Grundyardstick“ werden? Welcher Riss oder Alt-H-Jolle
soll denn das „Null-Boot“ darstellen? Vielleicht die 106, mit der wir bisher
alle fuhren?

Marco Pawlik, H 303


Bis zu den nächsten News herzliche Grüße und Ahoi,
Euer Michael Krieg


Michael Krieg
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